Geht es euch auch so? Also ich kann bei guten HDR-Bildern einfach nicht wegsehen! Egal ob Belichtungsoptimierung oder kreatives Stilmittel: High Dynamic Range erweitert die fotografischen Möglichkeiten enorm. Auch ich nutze die HDR-Technik sehr gerne- wenn auch nicht mehr so oft wie früher.
Ein gutes HDR-Bild entsteht jedoch (leider) nicht einfach so nebenbei! Auch wenn uns das die Kameraindustrie mit ihren unkomplizierten HDR-Motivprogrammen gerne glauben lassen will!
Deshalb verrate ich dir in diesem Beitrag meine 10 besten Tipps zum Thema HDR-Fotografie.
Was ist HDR Fotografie?
HDR bedeutet High Dynamik Range (= hoher Kontrastumfang / hoher Dynamikumfang). Das bedeutet, dass man mittels der HDR-Technik mehr Details in den Tiefen und Lichtern herausholen kann als es mit einer gewöhnlichen Aufnahme möglich wäre.
Kamerasensoren können nur einen beschränkten Kontrastumfang wiedergeben. Ist der Kontrastumfang größer, werden (je nach Belichtung) Details in den Tiefen und/oder den Lichtern nicht mehr eingefangen. Die HDR Fotografie bietet eine Lösung für dieses Problem.
Aufgrund des hohen Kontrastumfangs wirken HDR-Bilder oft etwas surreal. Durch eine stärkere Entwicklung bzw. Bearbeitung (=Tonemapping) kann dieser Effekt noch weiter unterstrichen werden. Somit kann die HDR Fotografie auch bewusst als Stilmittel für farbsatte & hyperrealistische Bilder genutzt werden.
Wie kann man ein HDR Bild erstellen?
Um ein HDR Bild zu erstellen benötigt man eine Belichtungsreihe (z.B. -2, 0, +2) und eine HDR Software.
Die Belichtungsreihe sollte deckungsgleich und mit identisccher Schärfentiefe aufgenommen werden. Am besten fixiert man die Kamera auf einem Stativ und fotografiert im Halbautomatikmodus Blendenwahl (A bzw. Av). Der variierende Faktor ist dann die Belichtungszeit.
Danach wird aus der Belichtungsreihe in einer HDR Software (ich nutze Aurora HDR) ein HDR Bild erstellt. Dieses HDR Bild kann dann in der Software individuell entwickelt werden. Der Prozess wird auch als Tonemapping bezeichnet. Danach kann das Bild z.B. als gewöhnliche JPEG Datei exportiert und/oder weiterbearbeitet werden (Post-Processing).
Mit folgenden 10 Tipps und Tricks zur HDR Fotografie gelingen dir mit Sicherheit gute Bilder!
1. Verwende nicht das HDR Programm deiner Kamera
Viele Kameras bieten heutzutage ein integriertes HDR-Motivprogramm. Mit einem Klick auf den Auslöser nimmt die Kamera mehrere unterschiedlich belichtete Bilder auf und erzeugt daraus ein HDR-Bild. Auch ich habe bereits die HDR-Funktionen mehrerer Kameras getestet. Die Ergebnisse sind mal besser mal schlechter – aber niemals perfekt.
Ein großer Nachteil ist, dass der Tone-Mapping Prozess in der Kamera automatisch abläuft und dieser nicht beeinflusst werden kann!
Das fertige Bild steht meist nur als 8-bit JPEG Datei zur Verfügung! Somit sind auch die Möglichkeiten des Post-Processing stark eingeschränkt!
Perfekte HDR-Bilder werden am besten immer noch „per Hand” erstellt.
Derzeit kann ich den Einsatz von automatisierten HDR Motivprogrammen nicht empfehlen. Aber vielleicht sind zukünftige Kameragenerationen dazu in der Lage, die erstellten HDR-Bilder im RAW-Format auszugeben. Dann hätte man sozusagen eine Super-RAW-Datei, welche man in Lightroom entwickeln und in Photoshop nachbearbeiten könnte.
2. Stelle eine fixe Blende ein
Durch die Blende wird die Tiefenschärfe beeinflusst. Diese muss bei allen Bildern der HDR-Belichtungsreihe identisch sein um ein perfektes Ergebnis zu erhalten. Die Belichtungsreihe für HDR-Bilder erstellt man also am besten im Kameramodus Blendenwahl (=Zeitautomatik). Gekennzeichnet ist dieser Modus am Wahlrad meist mit dem Kürzel Av bzw. A.
3. Stelle den Weißabgleich manuell ein
Nicht nur die Blende sollte in allen Bildern der Belichtungsreihe gleich sein, sondern auch der Weißabgleich. Zwar ändern die meisten Kameras den Weißabgleich innerhalb der Belichtungsreihe nicht, auf Nummer sicher geht man aber mit einem manuell eingestellten Weißabgleich.
Wenn man im RAW-Format fotografiert, könnte der Weißabgleich nachträglich natürlich verlustfrei angepasst werden. Diesen Arbeitsschritt kann man sich aber bei einem manuell eingestellten Weißabgleich sparen.
4. Verwende ein Stativ
Gute HDR Programme können minimale Verwackelungen innerhalb der Belichtungsreihe ausgleichen. Bei ausreichend Licht und sehr kurzen Verschlusszeiten kann ein HDR-Bild dann auch mal „aus der Hand“ gelingen. Auf der sicheren Seite ist man aber immer noch mit einem Stativ.
Bei wenig Licht werden die Belichtungszeiten logischerweise länger und ein Stativ wird somit sowieso unerlässlich. Hat man kein Stativ dabei, kann man die Kamera natürlich auch auf einen festen Untergrund abstellen. Das funktioniert natürlich genauso gut, bringt aber Einschränkungen in Bezug auf die Bildgestaltung, da die Kamera nicht mittels Kugelkopf oder 3-Wege-Neiger ausgerichtet werden kann.
Aber unabhängig davon – ein Stativ gehört sowieso zur absoluten Pflichtausrüstung! In diesem Beitrag findest du meinen Reisestativ Vergleich.
Ein sehr empfehlenswertes Modell ist das Rollei Compakt Traveller No. 1:
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5. Verwende den Selbstauslöser oder einen Fernauslöser
Damit man beim Drücken auf den Auslöser nicht gleich verwackelt, sollte man einen Fernauslöser verwenden. Dieser gehört (im Gegensatz zum Stativ) nicht unbedingt zur Pflichtausrüstung, denn der Selbstauslöser deiner Kamera leistet ebenso gute Dienste! Moderne Kameras verfügen teilweise über eine Fernsteuerung mittel Smartphone-App.
6. Wähle den kleinstmöglichen ISO-Wert
Höhere ISO-Werte führen zu unschönem Bildrauschen. Das ist natürlich kein HDR spezifisches Problem. Beim Tone-Mapping Prozess (in welchem das HDR-Bild sozusagen entwickelt wird) wird vorhandenes Bildrauschen aber weiter verstärkt. Vor allem bei einem kräftigen und farbsatten HDR-Look. Verwende so viel ISO wie unbedingt nötig, aber so wenig wie möglich!
7. Fotografiere im RAW-Modus
Moderne HDR Programme (zum Beispiel Aurora HDR, Photomatix Pro oder HDR projects) unterstützen natürlich auch das RAW-Format gängiger Kameras. Die unkomprimierte RAW-Datei enthält viel mehr Bilddetails als eine JPEG-Datei. Somit sollte man die Ausgangsbilder für ein perfektes HDR-Bild natürlich auch im RAW-Format erstellen.
Des Weiteren hat man im RAW-Format auch die Möglichkeit ein Pseudo-HDR aus einer einzelnen RAW-File zu erstellen.
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8. Nicht übertreiben beim Tone-Mapping
So viele Möglichkeiten! Wow! Den Regler bis zum Anschlag drehen… Naja weniger ist bekanntlich oft mehr! Und genauso verhält es sich beim Tone-Mapping.
In diesem Prozess wird das High-Dynamic-Range-Bild sozusagen entwickelt. Über diverse Regler und Einstellungen kann das Bildergebnis beeinflusst werden. Von natürlich bis surreal. Gerade Anfänger neigen dazu die Regler bis zum Anschlag zu drehen.
Was im ersten Moment faszinierend aussieht, ist auf den zweiten Blick oft nicht mehr ganz so toll!
Ein zu extremes Tone-Mapping verstärkt oder erzeugt auch typische Fehler wie Farbsäume (chromatische Aberrationen) und Bildrauschen.
Versteht mich bitte nicht falsch! Auch ich mag extreme, farbsatte und teils surreal anmutende HDR-Bilder. Allerdings gefallen mir diese Bilder nur dann, wenn sie auch gut und sauber gemacht wurden.
Lediglich die Regler beim Tone-Mapping bis zum Anschlag zu drehen, führt nicht automatisch zu einem sehr gutem und Ergebnis.
Man sollte das HDR-Bild besser nicht zu extrem entwickeln und dafür danach gezielte Anpassungen im Post-Processing vornehmen. Das bringt uns dann auch schon zum vorletzten Punkt…
9. Veredle dein HDR-Bild durch gezieltes Post-Prozessing
Post-Prozessing – klingt das cool? Neudeutsch, DEnglisch? Naja – eigentlich ist es Englisch und es bedeutet nichts anderes als Nachbearbeiten.
Für ein perfektes Ergebnis kann bzw. sollte das HDR-Bild nach dem Tone-Mapping Prozess weiter nachbearbeitet werden. Dafür eignet sich ein Standard-Bildbearbeitungsprogramm wie zum Beispiel Photoshop CC, Photoshop Elements oder das kostenlose Programm GIMP.
Photoshop CC ist im Adobe Foto-Abo enthalten. Dieses enthält neben Photoshop auch Lightroom eine Cloud-Anbindung und diverse Apps. Wie du das Adobe Foto-Abo OHNE Abo nutzen kannst, erkläre ich dir in diesem Beitrag. Auch mit Lightroom können HDR-Bilder entwickelt werden.
Neben Bildbearbeitung welche das ganze Bild gleichermaßen beeinflusst (zum Beispiel Nachschärfen, Rauschreduzierung oder eine Kontrastanpassung), kann gerade das gezielte Anpassen von einzelnen Bereichen zu faszinierenden Ergebnissen führen. Beispiele hierfür wären die gezielte Erhöhung oder Reduktion der Farbsättigung in einigen Bildbereichen mittels des in Photoshop integrierten Schwamm-Werkzeug.
10. Mach nicht aus jedem Bild ein HDR
Die Überschrift sagt alles. Klingt nicht gerade nach einem hochwertigen oder besonders wertvollen Tipp? Naja da bin ich anderer Meinung! Vielleicht ist das sogar der beste Tipp von allen!
Gerade wenn man mit der HDR-Fotografie anfängt ist man wirklich begeistert – ja sogar euphorisiert von den vielen Möglichkeiten. Man möchte am liebsten ALLE Bilder mittels HDR-Technik umsetzen. Zumindest war es bei mir so!
Aber auch ich habe erkannt, dass nicht jedes Bild als HDR besser aussieht!
Des Weiteren lohnt sich der Einsatz der HDR-Technik auch nicht in jeder Fotoszene. Bei einem geringen Kontrastumfang ist eine Single-RAW Datei meist ausreichend, um alle Details durch eine gezielte RAW-Konvertierung wiederzugeben.
Bonus-Tipp: Meine HDR-Software Empfehlung
Das derzeit meiner Meinung nach beste HDR-Programm ist Aurora HDR. Die Software ist für Windows sowie Mac erhältlich. Neben umfangreichen Filtern und genialen Presets können auch Ebenen zur Bildbearbeitung genutzt werden.
Falls du dir das Programm direkt auf der Herstellerseite kaufst*, kannst du mit den Rabattcode 99BLICKWINKEL zusätzlich 10 Euro sparen.
Hier findest du meinen umfangreichen Testbericht zu Aurora HDR 2019.
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